Im Winter gibt es gelegentlich doch sehr schönes
Wetter und dieses lädt zu unvergesslichen Flügen ein. Die Luft ist
kalt, trocken und klar. Aus dem Flugzeug hat man bei strahlendem
Sonnenschein eine Sicht die noch über den Horizont hinaus zu reichen
scheint. Die schneebedeckte Landschaft glitzert weiß und die Berge
erscheinen sehr plastisch.
Dieses schöne Wetter
wollen mein Sohn Phillip und ich für einen Ausflug mit unserem
Vereins - UL nutzen. Unser Ziel ist Engadin Airport Samedan in der
Schweiz. Nur 3 km von St. Moritz um diese Jahreszeit der
Heimatflugplatz des internationalen Jet-Set. Der Wetterbericht für
den Folgetag ist sowohl für uns als auch für den Alpenraum sehr
positiv. Somit mache ich mich an die Flugplanung und gebe den
Flugplan bei AIS telefonisch auf.
Morgens geht es dann
los. Wir ziehen das UL in der morgendlichen kalten Luft aus dem
Hangar. Die Sonne steigt über den Horizont und vertreibt am Platz
die letzten Nebelschwaden. Nur der Bodenseeraum sollte den ganzen
Tag wieder mal keine Sonne sehen.
Der Flug führt über
den südlichen Teil der Schwäbischen Alb und über die im Nebel
liegende Bodensee Region. Wir steigen bereits früh bis auf
Flugfläche 95 um einen möglichst weiten Aktionsradius zu haben. Über
Friedrichshafen können wir schön beobachten wie der IFR Verkehr im
Nebel verschwindet.
Unsere Route geht
über Hohenems, zur Silvretta. Unter uns tummeln sich klein die
Skifahrer auf ihren Pisten.
Zwischen den hohen
Bergen sieht bei Schnee alles ähnlich aus. Da auch unser GPS hier
keine Streckenpunkte hat, wurde dies auch ein schöner Übungsflug für
VFR Navigation mit Karte, Kompass, Navigationsbesteck und Stoppuhr.
Mein Sohn war soeben in der Theorieausbildung für seinen
Segelflugschein und konnte sein frisch gelerntes Handwerk beweisen.
Bei Klosters
überqueren wir die Schweizer Grenze. Über Davos immer dem Tal
entlang. 214° 11 Minuten und dann links ab zum Albulapass. Alles hat
genau gepasst.
Am Pflichtmeldepunkt
Echo liegt der Flugplatz ausgebreitet in der verschneiten
Landschaft. Im Gegenanflug eng am Platz entlang und schon bekommen
wir die Freigabe in den Queranflug zu drehen. Zwischen die
einfliegenden Business Jets werden wir mit unserem UL einsortiert.
DELTA
MIKE KILO WIND 20 DEGREES, 8 KTS, RUNWAY 03, LAND AT OWN DISCRETION.
WELCOME
TO SAMEDAN, NEXT RIGHT, TAXI INTO APRON, LOOK OUT FOR MARSHALLER FOR
TAXI TO SNOW PARKING
Schon stehen wir
zwischen all den großen und schnellen Maschinen.
Man merkt, dass hier
Saison ist. Die Jets fliegen ein wie Perlen auf der Schnur.
Am Flugplatz Rand
stehen die Plane Spotter und beobachten ob
eventuell jemand berühmter aussteigt. Na ja wir zwei können hier
nicht gemeint sein.
Wir wollen am selben
Tag wieder zurück und schauen uns daher nicht all zu lange hier in
der Gegend um.
Es
geht wieder nach Hause. Mit 5600 ft (1700m) Platzhöhe ist Samedan
der höchst-gelegene Flughafen Europas. Dies macht sich natürlich
beim Start bemerkbar. Trotz Asphalt-piste benötigt unser UL schon
ungewohnt lange um sich wieder in sein Element zu erheben. Nach dem
Start zum Rückflug muss unser kleiner Flieger sich ganz bescheiden
am Talrand halten. Ein hinter uns gestarteter Jet überholt uns links
im Steigflug.
Dem können wir mit
unseren 80 Rotax PS nichts entgegen halten.
Aber hier ist
Feriengebiet das schöne Wetter hebt bei allen die Stimmung und der
Tower Lotse bedankt sich artig bei uns für unser Entgegenkommen.
Der Rückflug
verläuft ähnlich wie der Anflug. Über der Bodenseeregion wird der
Nebel allmählich etwas löcherig. Die Piste von Friedrichshafen ist
schwach zu erkennen. Alles liegt wie im Traum unter dem weichen
Flaum des Nebels.
Richtung Alb ist er
schon ganz verschwunden.
Nicht mehr lange und
wir kommen in Hochstimmung am heimatlichen Segelfluggelände an. Ein
wirklich gelungener Tag. Es lohnt sich immer wieder mal entferntere
Ziele anzusteuern.
Peter Schuon |