„Warum das
Nützliche nicht gleich mit dem angenehmen verbinden“? Diese Frage
hat sich unser frisch gebackener Segelfluglehrer Horst Ehni
gestellt, als es um die Verlängerung seines Motorflugscheines ging.
Nur kurz überlegte er, wie mit den fehlenden Flugzeiten gleichzeitig
einige Bedingungen zum Erwerb der Lehrberechtigung für Motorsegler
erfüllt werden können.
So kam es Ende November an einer
schönen Hochdruck-Wetterlage zur Charterung einer Cessna 172 der
verbandseigenen BWLV-Motorflugschule auf der Hahnweide. Jeweils 10
Minuten absolvierten er und sein Checkfluglehrer Michael Zistler
eine Einweisung mit Durchstartübungen und einer Kurzlandung auf der
ultrakurzen abfallenden Querpiste. „Wenn das klappt, habt ihr auch
sonst keine Probleme“ war sich die einweisende Fluglehrerin sicher
und entließ die beiden in ihr Flugvorhaben.
Auf Empfehlung von Michael Zistler
hatte Horst Ehni eine Flugvorbereitung von der Hahnweide zum
Verkehrsflughafen Nürnberg gemacht und nach dortiger Landung dann
noch ein Anflug auf den Verkehrsflughafen Salzburg. Das Wetter war
prinzipiell mit guten Sichtflugbedingungen vorhergesagt, allerdings
herrschte im Südösten tendenziell etwas Nebel am Vormittag, weshalb
die Strecke dann „rechts herum“ geplant wurde.
Eine deutliche Bodeninversion war –
typisch für diese Jahreszeit – ausgeprägt und verhüllte den Albtrauf
bis zur halben Höhe in zuckerwatteartigen Dunst. Darüber war die
Sicht in der klaren kalten Luft hervorragend und lieferte vor allem
auf dem zweiten Streckenabschnitt einen wunderbaren Blick auf die
Alpen.
Nürnberg Tower gab den beiden
Nagoldern nach dem Überflug des Meldepunktes „Sierra“ einen direct
approach auf die Landebahn, das Rollen auf den vielen Rollwegen
wurde bis aufs Vorfeld gemeistert. Unsere Frage, wo nun abstellen
wurde umgehend mit einem vorfahrenden Follow-me Fahrzeug
beantwortet. Die Abfertigung verlief zügig, die Franken waren sehr
zuvorkommend und nahmen unseren Flugplan nach Salzburg gerne
entgegen.
Ausgerechnet auf dem längsten
Streckenabschnitt war der Gegenwind am stärksten, was sich auf die
Zeitplanung zunehmend nachteilig bemerkbar machte. Niedrige
Geschwindigkeit über Grund und früher sunset passen irgendwie nicht
so recht zusammen! Nach mehrmaligem Überschlagen der benötigten
Zeiten wurde dann ein salomonischer Kompromiss gefunden: Auf den
Anflug von Salzburg brauchte nicht verzichtet zu werden, allein die
Zeit für eine Landung und Abfertigung sollte eingespart werden. Das
Ergebnis nennt sich dann „request low approach“ und der Lotse hatte
nichts dagegen einzuwenden. Weniger amüsiert war er dann, als die
Besatzung beim Auffinden des Pflichtmeldepunktes etwas geschwächelt
hat, daraus wurde aber in einem Debriefing die richtigen Lehren
gezogen: Das nächste Mal werden diese Koordinaten vorher auch auf
dem GPS gespeichert!
Über den Chiemsee und die Stadt
München führte die Route zurück. Gut 20 Minuten vor sunset erfolgte
die Landung auf der Hahnweide, also war der Tiefanflug die absolut
richtige Entscheidung. Sehr schnell wird es um diese Jahreszeit sehr
dunkel und dies ist beiliebe nicht nur ein juristisches Problem:
bereits kurz nach Sonnenuntergang war es aufgrund der Bewölkung sehr
düster und eine Landung auf einem unbeleuchteten Platz wäre
unmöglich gewesen. So wurde die getroffene Entscheidung im
Nachhinein nochmals bestätigt und ist eine wertvolle Erfahrung für
künftige Flugvorhaben.
Gut dreieinhalb Stunden dauerte das
Flugvergnügen, allerdings kehrte keine Langeweile ein: da durch das
GPS die Navigation keine besonderen Schwierigkeiten bereitete,
wurden immer wieder Übungseinheiten zur Funknavigation eingebaut:
ein VOR inbound und outbound zu benutzen, Kreuzpeilungen zur
Standortbestimmung, Geschwindigkeitsberechnungen oder auch die
konventionelle Koppelnavigation mit dem altgedienten
Navigationsbesteck waren anspruchsvolle Übungsinhalte für den
künftigen Motorseglerlehrer. Wie gesagt: Horst Ehni hat dies alles
mit sehr viel Übersicht und in souveräner Manier gemeistert,
herzlichen Glückwunsch!
Michael Zistler