Manche
Ideen brauchen einfach ihre Zeit zur Umsetzung und oftmals mangelt
es nur an den passenden Voraussetzungen und Gelegenheiten. Diese
waren in Nagold im Vorfeld des Flugplatzfestes perfekt und so konnte
eine lange gehegte Idee des Verfassers umgesetzt werden: Die
Einweisung in den Doppelschlepp als fliegerische Weiterbildung.
Ganz
schön nah ist man dem anderen Segelflugzeug trotz 20 Meter
Seildifferenz
Vielleicht geht’s anderen Vereinen
ähnlich: Einerseits soll auf Flugplatzfesten den Zuschauern ein
möglichst attraktives Programm geboten werden, um die „Faszination
Luftsport“ verständlich zu machen. Und auf der anderen Seite mahnt
der Kassenwart zur Vorsicht auf der Ausgabenseite. Auf der ständigen
Suche nach Programmpunkten im „low-budget“ Bereich haben natürlich
diejenigen Vorführungen Priorität, die mit wenig Aufwand und
möglichst aus eigener Kraft zu bewerkstelligen sind.
Zum diesjährigen Flugplatzfest des
FSV Nagold waren zwei Spatzen als Oldtimer eingeladen, wobei der
eine nun auf den Namen „Salzmännchen“ hört und gleich – Wilhelm
Düerkop sei Dank - seine neue Heimat im Nordschwarzwald gefunden
hat. Seit langem propagiert Wilhelm „Salzmann“ Düerkop zudem den
Doppelschlepp als effiziente und kostengünstige Methode, gleich zwei
Segelflugzeuge an ihre jeweiligen Ausgangspositionen zu befördern.
Mit seiner Piper D-ELUF war er zudem als Schlepper im Einsatz und so
lag es nahe, die Gelegenheit beim Schopfe zu packen: Mit dem neuen
Spatzen sollte am Flugplatzfest ein Doppelschlepp demonstriert
werden und gleichzeitig unsere im Flugzeugschlepp erfahrenen
Mitglieder in diese Startart eingewiesen werden.
Die Grundlagen für den Doppelschlepp
sind in der SBO in Punkt 2.3 festgelegt: mindestens 50 Starts im
Flugzeugschlepp sind Voraussetzung für die Einweisung in den
Doppelschlepp, das Schleppflugzeug muss für das Schleppgewicht
zugelassen sein und der Schlepp-Pilot muss ebenfalls eingewiesen
sein. Ferner ist der Ablauf mit Startaufstellung sowie Empfehlungen
für die Seillängen beschrieben. Besonders die Differenz von
mindestens 20 Metern in den verwendeten Seilen macht sehr viel Sinn
und sollte unbedingt eingehalten werden.
der „Salzmann“
erläutert den Startaufbau zum Doppelschlepp
Nachdem diese Voraussetzungen
geschaffen wurden, ging es an den Start: zunächst wurde eine leichte
Ka 8 an das leeseitige kurze Seil gehängt und der ebenfalls leichte
Spatz folgte an der längeren Leine. Dieser Start verlief völlig
problemlos und hatte (auch durch den guten Westwind auf der Nase)
auch auf dem unebenen Fluggelände gute Sicherheitsreserven. Danach
wurde der Spatz durch die ASK 13 ersetzt und es konnten insgesamt 6
Einweisungen in diese Startart geflogen werden. Wichtig ist auf alle
Fälle ein ausführliches vorheriges theoretisches Briefing, bei dem
die Flugpositionen besprochen werden und die Prozeduren für einen
evtl. Seilriss, das Ausklinken und das Einhalten der Positionen
besprochen wird.
Am Anfang waren die Piloten sehr
überrascht, wie wenig die 20 Meter Seildifferenz im Flug erscheint:
noch nie waren die meisten einem anderen Flugzeug im Flug so nahe
gekommen, was gerade am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig ist. Diese
beeindruckende Optik darf jedoch nicht von der Konzentration auf die
strikte Einhaltung der eigenen Position abhalten! Der „Kürzere“
visierte dabei die Fläche an den Horizont, der „Längere“ peilte das
Fahrwerk der Piper auf die Horizontlinie, wobei sich das Seil
ungefähr in der Flügelmitte des vorderen Segelflugzeuges befand. Am
Ende war der Eindruck der Piloten war unisono der, dass diese
Startart die volle Konzentration erfordert, aber nach gründlicher
Einweisung und mit ständiger Übung gut praktiziert werden kann.
Michael Zistler