Pfingsturlaub in der Hochprovence
Eine stattliche Gruppe unserer Mitglieder machte sich in den
Pfingstferien mit ihren Familien und drei Vereinsflugzeugen auf den langen Weg
nach Südfrankreich: Wenn auch das Wetter für die ganz großen Ausflüge im
Segelflugzeug ausblieb, kamen doch alle sehr auf ihre Kosten!
Nagolder Segelflieger
verbrachten nun schon zum zweiten Mal mit ihren Familien und vier Flugzeugen
die Pfingstferien in Frankreich und zwar auf einem herrlich gelegenen kleinen
Flugplatz in Ste. Croix im Departement Alpes de Haute Provence.
Schon seit langem gelten
die Seealpen als ein Paradies für Segelflieger. Viele europäische Flieger
bevölkern die zahlreiche Flugplätze der Gegend. Das malerische Dorf Sainte.
Croix liegt am gleichnamigen Stausee, welcher von dem Gebirgsfluss Verdon
durchflossen wird und eine Fläche von etwa 8 qkm hat. Westlich des Sees
erstreckt sich eine viele Quadratkilometer große Hochfläche, das Plateau von
Valensole. Dort finden sich ausgedehnte Lavendel- und Hartweizenfelder soweit
das Auge reicht. An Pfingsten hat sich aber der typische Lavendelduft noch
nicht entfaltet, dagegen glänzen die Alpen im Norden mit dem Weiß des frisch
gefallenen Schnees.
Der Flugplatz ist ein
idealer Ausgangspunkt für Flüge ins Hochgebirge über den Stausee von
Serre-Poncon, dem größten in Frankreich, hinauf zu dem Nationalpark „Les
Ecrins“ (zu deutsch: die Schatzkästlein) mit seinen Drei- und Viertausendern
und zahlreichen Gletschern. An der französisch-italienischen Grenze entlang
gelangt man etwa zum Monte Viso und bei besonders gutem Wetter nach Aosta oder
die Skigebiete der Trois Vallées mit Val Thorens und Méribel und sogar bis zum
Mont-Blanc-Massiv.
Der Flugplatz ist
zugelassen für Segelflugzeuge, selbststartende Segelflugzeuge und Motorsegler.
Er ist eben, 750 m lang und 60m breit. Die einzigen Installationen sind die im
Boden einzementierte Stahlseile zum Befestigen der Flugzeuge, ein Windsack,
eine Geschirrhütte, sowie Hagelnetze, wie sie die Obstbauern der Gegend zum
Schutz der Früchte verwenden. Gewitter sind nicht häufig. Sie entwickeln sich
meist über dem hohen Relief, dringen manchmal zur Ebene vor und bleiben aber
oft am großen Stausee von Ste. Croix hängen. Die Flieger sind im Allgemeinen
sich selbst überlassen und regeln den Flugverkehr selbstverantwortlich.
Natürlich gelten die französischen Luftverkehrsvorschriften und im Südosten
erstreckt sich das militärische Sperrgebiet des „Grand Plan de Canjuers“. Die
Platzfrequenz ist mit 122,50 Mhz veröffentlicht. Auch wenn kein allgemeiner
Flugbetrieb herrscht, wird jeder Start und jede Landung mit Richtungsangabe
angekündigt. Es gilt die Nordplatzrunde damit die beiden benachbarten
Zeltplätze nicht überflogen werden. 11 Km weiter nördlich liegt bereits der
Vielen bekannte Flugplatz von Puimoisson und in 32 km erreicht man das große
staatliche Segelflugzentrum von St.Auban, wo alljährlich die bekannten
Fortbildungslehrgänge stattfinden.
Der Flugplatz besteht seit
1991 und wird vom „Aéro Club Sainte Croix-du-Verdon“ betrieben. Dessen
Präsident -André Martin -wohnt allerdings bei Paris,
in den Ferien jedoch im nahe gelegenen Ste. Croix. Weil es sich um ein
privates Fluggelände handelt, sind nur die Vereinsmitglieder startberechtigt.
Wer also dort Fliegerferien verbringen will, muss eine Mitgliedschaft
erwerben. Der Beitrag macht 50 € pro Jahr aus. Für ein Flugzeug werden 200 €
fällig, bei einem kurzen Aufenthalt zwischen 4 und 7 Tagen die Hälfte und bei
einem „Schnupper-Aufenthalt“ von bis zu 3 Tagen und höchstens 2 Flügen
überhaupt nichts. Leider sind die Pachtgebühren, die der Club an den
Grundstückseigentümer zahlen muss, relativ hoch, was mit der dort
subventionierten Landwirtschaft zusammenhängt. Nicht selbst startende
Segelflugzeuge können mit mitgebrachten oder gecharterten Motorseglern
problemlos geschleppt werden. Ein 40-Meter-Seil ist empfehlenswert.
Die Lage des Flugplatzes
ist nicht nur für Piloten attraktiv, denn auch die Familien kommen bei einem
Fliegerurlaub in Ste. Croix auf ihre Kosten. Wenige hundert Meter entfernt
liegt ein großer, aber familiärer Zeltplatz mit Schatten spendenden Robinien
und Zypressen. Wer eine Ferienwohnung mieten will, findet schöne, komfortable
Räume auf dem weiten Gelände des Bauerhofes „Les Roux“. Kein Wunder also, dass
sich unsere Equipe 24 Personen, darunter neun Kinder umfasste, dort sehr wohl
fühlte; fast alle waren mit Fahrrädern ausgestattet und alle mit
Wanderschuhen. Der als Schutzgebiet ausgewiesene „Parc Régional du Verdon“ und
das Plateau von Valensole, aber auch der Lubéron laden zu kleineren oder
größeren Rad- oder Wandertouren ein. Selbst das Wasser im Stausee unmittelbar
am Platz war bereits so warm dass man problemlos baden konnte.
Für weiter reichende Flüge
war das hier selten anzutreffende feucht-warme Wetter nicht so geeignet, aber
zum Wandern und Rad fahren reichte es allemal. Wenige Kilometer vom Platz
entfernt beginnt der Vielen bekannte Canyon du Verdon, der nicht nur
Extremkletterer anlockt.
Wir hatten uns mit den
„Gorges du Trévans“ und den Ockerbrüchen von Rustrel begnügt. Letztere stießen
vor allem bei den Kindern auf Begeisterung. Sogar eine alte Eisenschmelze
konnten wir entdecken; leider war sie als Privatbesitz nicht zugänglich.
Überhaupt ist es erstaunlich wie gut die Wanderwege markiert sind und gute
Karten zur Verfügung stehen.
Den Flugplatz hatten wir
ganz für uns allein. Den „Nagolder Turmfalken“ hatten wir als Schleppflugzeug
für die drei Segelflugzeuge mitgebracht. Auch den Zeltplatz „à la ferme“
hatten wir fast allein für uns. Die große Saison beginnt in dieser Gegend erst
im Juli und endet schon wieder Mitte September. Fast überflüssig zu sagen,
dass sich alle Teilnehmer, besonders aber die Kinder sehr wohl gefühlt haben
und auch alle samt Wohn- und Flugzeuganhänger wohlbehalten zurückgekehrt sind.
Dr.Hans-Ulrich Bächle