„Longuest-Day-Flying“ im Dreierpack

Flugsportler aus Nagold, Wildberg und Eutingen „fusionieren“ zum Flugbetrieb von sunrise bis sunset

Nach dem Motto „Fliegen verbindet Menschen und Kontinente“ walzten die Mitglieder der drei benachbarten Fliegergruppen aus Nagold, Wildberg und Eutingen alle Vereinsgrenzen nieder: In einem gemeinsamen Flugbetriebstag wollten sie sich gegenseitig besser kennen lernen und die Freude am Fliegen miteinander teilen.

Die Idee kam von der FSG Hanns Klemm aus Böblingen. Auf dem Fluggelände in Eutingen veranstalten die dortigen Vereine seit längerem ein „longuest-day-flying“. Geflogen wird mit allem was Flügel hat bis spät in die frühsommerliche Abenddämmerung. Nach einem gemeinsamen zünftigen Festle und Flugplatz-Biwak klingelt der Wecker gegen halb fünf: Der erste Start soll schließlich pünktlich zur gesetzlichen sunrise-Zeit erfolgen.

Durch die gemeinsame Ausbildung im Segelkunstflug wurden die Kontakte zwischen den Vereinen intensiviert und neue Bekanntschaften geschlossen. Folgerichtig und dem gesunden Menschenverstand folgend war der Wunsch, künftig auch kameradschaftlich doch etwas enger zusammenzurücken. Und was sollte unter Flugsportlern dazu besser geeignet sein, als ein gemeinsames Fly-in mit gemütlichen Beisammensein.

Als Gastgeber der konzertierten Aktion hatten in diesem Jahr die Nagolder ihre Nachbarn eingeladen. Und obwohl das Fußball-Länderspiel Deutschland gegen Schweden um 16 Uhr angesetzt war, haben sich über 50 Leute zusammengefunden. Am Ende kamen die Fußballfans dann doch auf ihre Kosten: Schnell wurde eine Spanplatten-Groß-Leinwand zusammengezimmert und das Spiel per Sat-Schüssel und beamer live in die Nagolder Halle übertragen. Im Laufe des Nachmittags trudelten die Besatzungen mit ihren Flugzeugen ein. Ein besonderes und bewundertes Schmuckstück war sicherlich die Klemm 107, die zum Zwecke des F-Schlepps den Weg auf den Dürrenhardter Hof gefunden hat. In der Gegenrichtung hat die Nagolder Ka-8 mit ihrer offenen Haube großes Erstaunen hervorgerufen, die Baupläne wurden an Ort und Stelle ausgehändigt und zur Nachahmung empfohlen.

Geflogen wurde mit den Seglern an der Winde und im Flugzeugschlepp. Besonderes Interesse fand auch einmal mehr der Fox des Fördervereins Segelkunstflug. Michael Zistler trainierte für die Teilnahme an der Europameisterschaft auf dem heimatlichen Gelände und hat mit Tommy Brückelt durch einen Mitflug im agilen Doppelsitzer einige Flugschüler der anderen Vereine von der Attraktivität dieser Art des Fliegens überzeugt.

Nach der letzten Landung des Fox um 21.30 Uhr wurde die gegenseitige Hilfsbereitschaft dann auf eine harte Bewährungsprobe gestellt: Die einzige Unebenheit der Nagolder Landebahn versetzte dem robusten Fox einen derartigen Landestoß, dass der Schlauch des Hauptrades seinen Dienst mit einem Platten auf der Stelle quittierte. Einigen Helfern war spontan klar, dass die vorbereiteten Speisen etwas hastiger als geplant eingenommen werden mussten und der gesellige Teil des Abends in der Reparatur des Fahrwerks bestand. Mit vereinten Kräften ging es nach der Demontage des Flugzeuges an die kniffelige Aufgabe, den Schlauch an der polnischen Konstruktion zu tauschen. Erst gegen halb zwei Uhr Nachts war dieser Job erfolgreich erledigt und der Flieger konnte wie geplant am nächsten Morgen starten. Ein Beispiel von Verbundenheit und Hilfsbereitschaft unter Segelfliegern aus dem Lehrbuch!

 Nach einer kurzen Nachtruhe klingelte der Wecker zu unchristlicher Zeit um 04:15 Uhr. Zu einer schnellen Tasse Kaffe wurde in der Morgendämmerung alles ausgeräumt und aufgebaut, tatsächlich erfolgte der erste Start eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang. Beeindruckend und ungewohnt waren vor allem die noch brennenden Lichter in den umliegenden Städten und Dörfern, die die vertraute heimatliche Landschaft aus der Vogelperspektive sah auf einmal völlig anders aus. Einen blutroten Sonnenaufgang durften die Besatzungen erleben, der lediglich von einer dünnen Stratus-Schicht vereinzelt beeinträchtigt war. „Es war einfach toll, einen schönen Sommertag in seiner ganzen Bandbreite fliegerisch zu erleben“ war das gemeinsame Fazit. Daher ist es unschwer vorzustellen, dass das „Longuest-day-flying“ in dieser Region nun zum festen Bestandteil im Terminkalender werden wird, die Einladung für das nächste Jahr ist schon ausgesprochen: Man trifft sich 2007 in Wildberg!

Michael Zistler