Von Durrweiler an die Adria

Der Traum mit dem UL über die Alpen nach Italien zu fliegen faszinierte  mich schon im letzten Jahr. Damit er dieses Jahr in Erfüllung geht, habe ich schon Mitte Februar mit der Planung begonnen. Recherchen diverser Foren im Internet, bestellen des Avio Portolano’s (ohne den es gar nicht geht), Jeppesen Karten von Austria, Italien I und II, Ein- und Ausflugbestimmungen in Österreich und Italien, usw. usw.

Letztendlich hatte ich Anfang Mai alles Erdenkliche zusammen und ausgearbeitet, die Route stand fest, die Navigationspunkte im GPS programmiert und diverse Checklisten waren erstellt und natürlich meine Lebensgefährtin Hildegard, die mich bei dem Vorhaben begleitet,  navigatorisch und GPS technisch geschult.

Die Reise kann beginnen.

Am Freitag Nachmittag, dem 22.05.2009, haben wir die C 42 aufgebaut, Scheiben geputzt und aufgetankt, nochmals unter die Cowling, nach dem Öl und nach Seilen und Gestängen der Ruder geschaut. Alles okay.

Am frühen Morgen des 23.05.2009, nochmals das Wetter der Route im Internet gecheckt. Bis zum Abend alles Oskar und Charly, sogar bis nach Süditalien. Also Frühstück, die restlichen Sachen gepackt und dann zum Flugplatz. Alle Dinge verstaut, nochmals ein Check des Fliegers und Start um 8.04 Uhr mit dem ersten Ziel, Kempten. Nach 1:13 Std. in Kempten noch etwas an Benzin nachgefasst, nochmals die Route über Reute, Fernpass, Landeck, Reschenpass, Meran nach Termon verinnerlicht und los um 10:11 Uhr mit Steigen auf knapp 7000 ft. Anfangs bis zur Zugspitze war das Wetter noch etwas trübe, ab dem Fernpass klare weite Sichten und ein wunderschönes Panorama rund um uns.

Immer entlang an den sonnenbeschienenen Berghängen, ab und an ein Paraglider, die oft auch über uns waren, bis vor uns der Reschensee sichtbar wurde. Hurra wir sind in Italien! Im Reschensee hatte es wenig Wasser und der Kirchturm hatte trockene Füße.

Weiter das Vinschgau entlang in Richtung Meran, über die Südtiroler Apfelplantagen und immer noch rund 6500 ft.

Am Talknie, kurz vor Meran haben wir dann die Talseite gewechselt, da wir nach dem Knie den zweiten Taleinschnitt einfliegen mussten. Hildegards Aufgabe war, außer zu Fotografieren, das GPS vom einen zum anderen Waypoint zu programmieren, was super klappte. Danach noch ein letztes mal in 6000 ft. über den Gampenjochpass. Dahinter war dann schon der Santa Guistino See in Sicht. Nun hieß es sinken und die rechte Bergseite entlang fliegen und hoffen dass die Koordinaten von Termon stimmen, und da, hurra, ein Windsack zu erkennen. Über den Platz eine große Runde geflogen, von oben begutachtet, die Meldung von Soto Vento und Base abgegeben und schon kam eine Anweisung auf Deutsch. „Den Platz mit mindestens 110 bis 120 km/h anfliegen“, da der Platz stark ansteigt (auf 500m, 18m) und es keine Durchstartmöglichkeit gibt. Also, Klappen rein, ohne Höhenverlust anfliegen, kurz vor dem Aufsetzen Gas rein und im Bergauffliegen aushungern lassen. Nicht ganz einfach, aber wir bekamen dennoch ein großes Lob. Nach 1:55 Std. Flug die abschüssige Landebahn runter gerollt und auf der Parkplattform die C42 abgestellt.

Wir wurden hier mit sehr viel Freundlichkeit empfangen, unter anderem fuhr Gottfried extra mit mir zur Tankstelle um Benzin zu holen und später sogar noch in ein Restaurant zum Essen und wieder zurück (Danke Gottfried). Nach ausgiebigem Mittagsmahl, einer langen Ruhepause im Schatten starteten wir um 16.04 Uhr, vor den Augen zweier interessierter Carabinerie's zu unserem dritten und letzten Abschnitt dieses Tages. Entlang an den nördlichen Bergen des Gardasees mussten wir wieder mal ordentlich Höhe machen. Vorbei an Naturschutzgebieten lag der Gardasee nach 25 Min. direkt vor uns. Um die Höhe die wir noch hatten nicht zu vergeuden, bogen wir kurz hinter Riva rechts zum Ledro See ein.

Über dem Ledro See eine Runde gedreht und wieder zurück an den Gardasee. Immer noch hatten wir gute 6000 ft Höhe und es hatte sehr viel Feuchtigkeit in der Luft. Das Gas etwas zurückgenommen, die Seeseite gewechselt und die Höhe bis an das südliche Ende des Garda Sees auf nunmehr 700 ft MSL abgebaut.

Nun noch rund 30 Kilometer bis nach Ceresara. In Ceresara haben wir den Platz mindestens dreimal überflogen, bis Hildegard ihn letztlich erkannt hat. Somit haben wir nach 1:22 Std. unser Tagesziel um 17.26 Uhr erreicht. Wie zuvor telefonisch  verabredet traf  Punkt 18.00 Uhr Giovanni ein, um uns abzuholen. Wir verschachtelten die C42 noch im Hangar und los ging’s ins Ungewisse. Zu unserem großen Glück sprach Giovanni gut Englisch und somit war das Handicap Verständigung erst mal passé. Auf dem Weg ins Hotel, zirka 12 Kilometer entfernt, kamen wir an seinem Häuschen (wie er es nannte) vorbei. Als er uns sagte, dass dies hier sein Haus sei, hielten wir das für einen Witz. Doch er drückte auf ein Knöpfchen und schon ging das große Tor zur Auffahrt seines Anwesens auf. Nach dem Überqueren des Endteils einer 1000 m langen privaten Landebahn parkte er vor einem großen Tor. Er führte uns durchs Tor und zeigte uns seine Spielzeuge, wie er es nannte. Wir waren sprachlos ….Es standen insgesamt 7 Flugzeuge, von einer Sawanna über eine Pitts, einer Robin bis hin zu einer Cessna 182, in dieser Halle, darüber seine Wohnung inklusive  Rasenterasse usw. war. Nach diesem kurzen Einblick ging’s weiter zum Hotel Paris.

Wie verabredet holte Giovanni uns an nächsten Morgen, dem 24.05.2009 um 8.00 Uhr vom Hotel ab, den Benzinkanister bereits im Auto. Am Flugplatz angekommen half er uns noch, die Maschine startklar zu machen, gab uns seine E-Mail Adresse mit und wir verabschiedeten uns auch dieses Mal wieder überwältigt von so viel Gastfreundschaft. Unser neuer Kurs lautete 120 Grad, Richtung Ravenna an die Adria. Nach einer Flugzeit von 1:29 Std. über beeindruckende Landwirtschaften,

dem Po bei Mentua und Ferrara, war die Adria in Sicht und unser nächster Stopp, 2,5 km vor der Küste, der Club „Ali di classe“, südlich von Ravenna. Nach einer kurzen Erfrischung, tanken und einer sehr netten Unterhaltung in Deutsch (einer der Piloten sprach fließend Deutsch), ging es um 12:22 Uhr weiter, wir flogen die Kontrollzone Rimini entlang und landeten nach 0:57 Std. zwischen den Kontrollzonen Rimini und Ancona in Senigalia, nur 300m vom Strand entfernt. Dort empfing uns Giorgio, ein Uritaliener, freudestrahlend.

Nachdem die C42 festgezurrt war packte Giorgio wie selbstverständlich unser Gepäck und fuhr mit uns zu einem kleinen Hotel direkt am Strand.

Mit großen Verständigungsproblemen, etwas gemildert durch unsere zwei mitgeführten Sprachführer, konnten wir Giorgio verständlich machen, dass wir hier erst einmal für zwei Tage pausieren wollen und er uns am Dienstag Morgen um 8.15 Uhr abholen soll, ebenso dass wir Benzin für die C42 benötigen. Nach dem Check-in im Hotel gab es nur noch eines, Badesachen nehmen und ab an den Strand. Am Abend dann ein schöner Spaziergang, sehr gutes Essen und das eine und andere Gläschen Wein.

Nach dem Frühstück am 25.05.2009 liefen wir die runden 2 Kilometer zum Flugplatz raus. Alles klar, so gingen wir wieder zurück und machten einen weiteren Strandtag mit  kulinarischen Genüssen, Essen und Wein.

Nach diesen zwei herrlichen Tagen standen wir am Dienstagmorgen, den 26.05.2009 abholbereit am Hotel und hatten etwas Bauchweh, ob denn Giorgio nun kommt. Pünktlich genau um 8.15 Uhr kam er, mit einem Kanister bewaffnet, an unserem Hotel an. Nun an einer Tankstelle vorbei, zum Airport, Gepäck verstaut, Flieger aufgetankt und gecheckt, verabschiedeten wir uns von unserem Uritaliener mit strahlenden Gesichtern. „Arrivederci Giorgio, ci vediamo all´anno pressimo…“ (bis zum nächsten mal). Kann es wirklich sein, so viele freundliche Menschen in nur vier Tagen? Nein, es gibt noch eine Steigerung, kaum zu glauben! Unser nächstes Ziel war Valle Gaffaro. Wir flogen 1:52 Std. über herrliche Berglandschaften und kilometerweite Strände an der Adria in nördliche Richtung. Einfach Traumhaft!

Valle Gaffaro ist ein sehr beliebter Geheimtipp für Fischliebhaber. Nach der Landung am Restaurant angekommen wurden wir zuerst nicht so freundlich, wie wir es ja mittlerweile gewohnt waren, empfangen. Jetzt ist es aus mit der Freundlichkeit, schoss es uns durch den Kopf. Doch wir irrten uns. Der auf den ersten Blick nicht so freundliche Italiener organisierte kurzer Hand ein Telefonat, drückte mir den Hörer in die Hand und am anderen Ende war ein „deutschsprachiger“ Italiener.

All unsere Wünsche wurden weitergegeben, es wurde Benzin für uns geholt und ein Drei-Gänge-Menü gezaubert, natürlich Fisch. Vollgefuttert, nach einer Siesta entschieden wir uns, gleich jetzt unser Tagesziel anzusteuern, da auch die Wetterlage Veränderungen zeigte. Nun ging es abermals über herrliche Landschaften, Kurs 335 Grad nach Piazola Il Brento, zum Flugplatz „Il Ranch“. Auch hier blieb das Glück unser Begleiter, wir konnten uns auf Englisch verständigen, was die Sache vereinfachte. Der Platz Il Ranch hat sehr viel Ähnlichkeit mit Tannheim, incl. LTB, Pool, Fliegerheim etc., quasi klein Tannheim, sehr Familiär. Hier konnten wir uns auch genauer um die Wetterlage in den Alpen informieren und stellten fest, dass wir morgen wieder nach Hause müssen, da es die Tage danach unmöglich schien, die Alpen zu überqueren. Wie schon erwähnt und nun schon auch gewohnt, die Gastfreundlichkeit mehr als Spitze. Nach dem Festzurren der C42 besorgte man uns telefonisch ein Hotel und die Sekretärin fuhr uns auch dort hin. Sie managte zwischen Englisch und Italienisch im Hotel und wir verabredeten uns auf den nächsten Morgen, dass sie uns wieder zum Flugplatz bringt. Dann noch ein Anruf nach Termon zu Gottfried, ob er uns denn bitte 20 Liter Benzin für den nächsten Tag in Termon bereitstellen könnte? Keine 10 Minuten später kam der Anruf „Alles klar“, entweder ist morgen jemand am Platz in Termon, oder die 20 Liter stehen links neben dem Hangar, wenn es so ist sollen wir dann das Geld unter einen bestimmten Stein legen. Einfach ein super Service.

Wie verabredet holte uns die Señora, am 27.05.2009, nach dem Frühstück ab und brachte uns zum Flugplatz. Im Büro schaute ich sofort, was das Wetter heute bringt bzw. ob wir zurück in die Heimat kommen würden. Hmm, so super schaut es nun wirklich nicht aus. Hier am Platz sollte es bald anfangen zu regnen und unsere Alpenroute ist ab ca. 13:00 Uhr passierbar. Dem Kurs, nach Termon, in Richtung Nordwesten folgend hat es Berge mit fast 7000 ft.

Die nachfolgend breite Ebene zwischen Bozen und Trento und das Eintauchen in die Täler vor Termon versprach mit Windstärken bis 30 kt. aus Norden sehr turbulent zu werden. Leider ließ uns die Wetterlage nur einen kleinen Check am Flieger zu, da wir schnellstens los mussten. Schon drei Minuten nach dem Start fing es an zu regnen, es war aber nur das Randgebiet des großen Regenschauers den wir streiften. Die Bergspitzen vor uns lagen bei 6000 bis knapp 7000 ft., somit stiegen wir auf 7000 ft. Es wurde ordentlich turbulent. Das Vario zeigt nur bis + - 5 m/sec., also konnte ich auch nicht mehr ablesen. Dann kam wieder die Bergauflandung in Termon. Ohne Höhenverlust über die Obstbaumplantage auf die Bahn zuhalten, kurz vor dem Aufsetzen Gas rein, Bergauffliegen und Aufsetzen, Gas raus. Als Hildegard ihre Füße auf die Erde stellte wurde es ihr kurz danach ordentlich schlecht, das erste Mal auf dieser Reise. Schon wurden wir empfangen mit den am Vortag bestellten 20 Liter Benzin. Mehr als ein Superservice. Nach knapp zwei Stunden Pause und immer wieder mit dem Handy ins Internet um Wetterdaten abzugleichen, starteten wir um 12:21 Uhr in Richtung Norden, stiegen auf rund 7500 ft., ließen Bozen und Meran rechts liegen, das Vinschtal hinauf zum Reschensee, kurz danach waren wir schon in Österreich.

Weiter nach Nauders, Landeck und Ehrwald, immer an den Bergen entlang. Der Wind und die Sicht wurden mit jedem Kilometer nach Norden besser.

Erst hinter Ehrwald sanken wir unter 5000 ft. und landeten nach 2.02 Std. in Kempten. Nach nochmaligem Nachtanken und Kaffee mit Käsebrot ging es dann zur letzten Etappe nach Durrweiler. Nach 1:20 Std. war nun die wunderschöne Reise, die uns unvergesslich bleiben wird, zu Ende.

Eckdaten und Besonderheiten:

 

Gesamtflugzeit:            

Geflogene Kilometer:      

Spritverbrauch:           

14.01 Std.

ca. 1850 km

ca. 14,5 l/h

Maximale Flughöhe: 

500 ft/Grund von Montag bis Freitag

1000 ft/Grund Samstag und Sonntag

Jeweils im Radius von 3 Kilometer

 

     

Nicht über Städte, Strände oder Industrie fliegen, Naturschutzarea’s beachten!

Keine Kontrollzonen ohne vorherige Absprachen ein- bzw. durchflogen werden.

Haben keine Landegebühren oder Abstellgebühren bezahlen müssen.

 

 

Michael Schubert