Kunst kommt ja bekanntlich von Können; daher wagen sich
auch nur gute Piloten an diese Disziplin. Gut heisst hier, dass die normalen Dinge
wie Start, Landung und Thermikfliegen im Schlaf beherrscht werden müssen, und
wenn darüber hinaus eine besonders ausgeprägte nervliche Verbindung zwischen
Kopf, Po, Augen, Gleichgewicht und Händen vorhanden ist, kann man an solche
extravaganten Dinge wie Kunstflug denken.
Entstanden ist diese Kunst früher aus
der Not, sogenannte unkontrollierte Flugzustände eben doch noch kontrolliert zu
beenden- eine reine Überlebensgeschichte zu Anfang also. Im Prinzip geht es
darum, bestimmte Flugfiguren möglichst genau und sauber zu fliegen. Ein Looping
ist hier nur eine der einfacheren Figuren. Damit sie gut und auch bei
unterschiedlichen Windverhältnissen wiederholbar beherrscht werden, ist
ständiges Training nötig.
Im Normalfall sieht das so aus, dass das Segelflugzeug
von einer Schleppmaschine auf eine bestimmte Höhe (meist 1000m) und in einen
bestimmten Flugraum gebracht wird und dass der Pilot von dort aus sein vorher
genau festgelegtes Programm beginnt.
In Nagold haben wir mehrere solcher Piloten
(Michael Zistler unseren Ausbildungsleiter, Gerolf Häußler, Norbert Niethammer
um nur einige zu nennen) die zusammen unsere ASK21 - ein klassisches
Schulflugzeug für den Kunstflugzeug - bewegen. In der Regel wird nach Ende
des normalen Flugbetriebes gestartet, um Begegnungen mit unerfahrenen
Flugschülern auszuschließen.
Für Gäste am Boden ist also der Samstag-,
oder Sonntag-Abend besonders interessant, weil da die größte Chance besteht, das
Trainigsprogramm für deutsche oder andere Kunstflugmeisterschaften vom Boden aus
zu beobachten.
Wegen der großen Entfernung ist ein Fernglas
empfehlenswert.
Wer als Schnupperflieger Lust
hat, kann mit einem
dieser Piloten - den für beschränkten Kunstflug zugelassenen
Doppelsitzer - mal eine Runde "mitturnen" - eine auf Flugtagen
recht beliebte Einlage. Die am Boden zurückgebliebenen Familienmitglieder haben
dadurch die Möglichkeit, den Blick auf (vorher) großmäulige und (hinterher)
manchmal grüne Väter zu genießen.
Die Flugzeuge, mit denen man Kunstflug machen kann, unterscheiden
sich natürlich vom normal verwendeten Gerät: Sie sind meist stabiler gebaut und
haben auch nicht die guten thermischen Eigenschaften zum Steigen oder
Streckenfliegen - müssen sie ja auch nicht! Dafür sind sie wendig und reagieren
schon auf geringste Ruderausschläge. Das Standardflugzeug in Deutschland für
Segelkunstflug ist die LO100, ein Holzflieger mit der Spannweite von 13 Metern.
Allerdings wird dieser Typ nicht mehr gebaut und wer hier etwas neues benutzen
will, ist auf Typen aus dem Ausland angewiesen. Z.B. den Swift, ein in Polen
gebautes Kunststoffgerät.
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